Die juristische Diskussion über Hunde am Arbeitsplatz in Deutschland dreht sich hauptsächlich um arbeitsrechtliche, tierschutzrechtliche und haftungsrechtliche Aspekte. Hier sind die zentralen Punkte, basierend auf der aktuellen Rechtslage (Stand 2025):
- Direktionsrecht des Arbeitgebers
Nach § 106 der Gewerbeordnung (GewO) hat der Arbeitgeber das Recht, Inhalt, Ort und Zeit der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen festzulegen. Das schließt die Entscheidung ein, ob Hunde am Arbeitsplatz erlaubt sind. Arbeitnehmer haben **keinen gesetzlichen Anspruch**, ihren Hund mitzubringen, es sei denn, dies ist im Arbeitsvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung ausdrücklich geregelt.
- https://www.arbeitsrechte.de/buerohund
- https://www.haufe.de/id/beitrag/hund-am-arbeitsplatz-14-einverstaendnis-des-arbeitgebers-nach-106-gewo-HI15509092.html
- Genehmigung erforderlich
Ohne ausdrückliche Zustimmung des Arbeitgebers dürfen Hunde nicht mitgebracht werden. Eine stillschweigende Duldung (z. B. über Jahre) begründet keinen dauerhaften Anspruch, da die Erlaubnis jederzeit widerrufen werden kann, sofern ein sachlicher Grund vorliegt (z. B. Beschwerden von Kollegen, Allergien, Angst oder Störungen).
- https://topeins.dguv.de/recht/hunde-am-arbeitsplatz/
- https://www.stern.de/wirtschaft/news/hund-im-buero-verboten--gericht-gibt-arbeitgeber-recht-35639920.html
- Gleichbehandlungsgrundsatz
Wenn andere Mitarbeiter ihre Hunde mitbringen dürfen, kann ein Arbeitnehmer unter Berufung auf den Gleichbehandlungsgrundsatz ebenfalls die Erlaubnis einfordern, sofern keine sachlichen Gründe (z. B. Kundenkontakt oder Allergien) dagegen sprechen.[](https://www.allianz.de/recht-und-eigentum/hundehaftpflichtversicherung/h...)[](https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/auf-den-hund-gekommen-duerfen...)Ausnahmen**: Assistenzhunde (z. B. Blindenhunde) sind von der Genehmigungspflicht ausgenommen, da sie unter den Diskriminierungsschutz des Behindertengleichstellungsgesetzes fallen.
- https://www.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/Arbeitsklima/Kollege_Hund_am_Arbeitsplatz.html
- Tierschutzrechtliche Anforderungen
Tierschutzgesetz und Tierschutzhundeverordnung**: Die Arbeitsumgebung muss tierschutzgerecht sein. Dazu gehören ausreichende Belüftung, Schutz vor Lärm, Rückzugsmöglichkeiten, Wasser- und Futterversorgung sowie regelmäßiger Auslauf. Arbeitsplätze mit Gefahren (z. B. Maschinen) oder hohem Stress (z. B. laute Umgebungen) sind ungeeignet. Welpen sind aufgrund ihres erhöhten Betreuungsbedarfs oft ungeeignet. - - https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/bildung/wissen-kompakt/gesundheit/der-buerohund-im-ueberblick/
- Wohl des Hundes
Der Hund darf nicht überfordert sein und muss schrittweise an die Büroumgebung gewöhnt werden.
- https://www.stepstone.de/magazin/artikel/buerohund
Haftungsrecht
- Tierhalterhaftung
Nach § 833 BGB haftet der Hundehalter für Schäden, die der Hund verursacht (z. B. Sachschäden, Verletzungen), unabhängig von einem Verschulden. Eine Tierhalterhaftpflichtversicherung wird dringend empfohlen, um finanzielle Risiken abzudecken.
- https://www.allianz.de/recht-und-eigentum/hundehaftpflichtversicherung/hund-im-buero/ - Arbeitsrechtliche Konsequenzen
Verursacht der Hund Schäden durch mangelnde Aufsicht des Halters, kann dies zu einer Abmahnung oder im Wiederholungsfall zu einer verhaltensbedingten Kündigung führen.
- https://www.haufe.de/id/beitrag/hund-am-arbeitsplatz-23-gerichtliche-durchsetzung-des-verbots-HI15509101.html
- https://www.allianz.de/recht-und-eigentum/hundehaftpflichtversicherung/hund-im-buero/
Praktische und soziale Aspekte
- Rücksicht auf Kollegen
Vor der Mitnahme müssen Allergien, Ängste oder andere Einwände von Kollegen geklärt werden. Subjektive Furcht vor Hunden reicht aus, um eine Weisung des Arbeitgebers, den Hund nicht mitzubringen, als billig zu rechtfertigen – auch wenn der Hund objektiv ungefährlich ist.[](https://www.haufe.de/id/beitrag/hund-am-arbeitsplatz-14-einverstaendnis-...)[](https://topeins.dguv.de/recht/hunde-am-arbeitsplatz/)Betriebsklima**: Studien zeigen, dass Hunde Stress reduzieren, das Betriebsklima verbessern und die Mitarbeiterzufriedenheit steigern können. Dennoch müssen sie gut erzogen sein, um Störungen (z. B. Bellen, Gerüche) zu vermeiden.
- https://www.allianz.de/recht-und-eigentum/hundehaftpflichtversicherung/hund-im-buero/
- https://news.kununu.com/buerohund-vorteile-nachteile-rechtliches/
- Aktuelle juristische Diskussion
Urteil des Landesarbeitsgerichts Düsseldorf (2025)**: Ein prominenter Fall sorgte für Aufsehen, als eine Mitarbeiterin ihre Hündin Lori nach sechs Jahren nicht mehr mitbringen durfte, weil der Arbeitsvertrag Haustiere untersagte. Das Gericht stellte klar, dass vertragliche Regelungen Vorrang haben und eine langjährige Duldung keinen Rechtsanspruch begründet. Dieses Urteil unterstreicht die starke Position des Arbeitgebers und hat die Diskussion über Bürohunde angeheizt. - - https://www.stern.de/wirtschaft/news/hund-im-buero-verboten--gericht-gibt-arbeitgeber-recht-35639920.html
- - https://rp-online.de/politik/deutschland/hunde-im-buero-das-sollte-erlaubt-sein-allerdings-freiwillig_aid-126330155
Öffentliche Debatte
Medien und Leser sind geteilter Meinung. Befürworter heben die positiven Effekte von Hunden (Stressabbau, Teamzusammenhalt) hervor, Gegner verweisen auf Allergien, Ängste oder die klare Trennung von Arbeit und Privatleben.
- https://www.bild.de/leben-wissen/haustiere/debatte-um-hunde-im-buero-das-sagen-die-bild-leser-67fe5bcc3ceb7108c4926683
- https://rp-online.de/politik/deutschland/hunde-im-buero-das-sollte-erlaubt-sein-allerdings-freiwillig_aid-126330155
Praktische Empfehlungen
- Schriftliche Zustimmung
Holen Sie die Erlaubnis des Arbeitgebers und idealerweise die Zustimmung der Kollegen ein, am besten schriftlich. - Betriebsvereinbarung
Eine klare Regelung über Bürohunde kann Konflikte vermeiden. Der Betriebsrat hat unter Umständen Mitbestimmungsrechte (§ 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG).'
- https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/auf-den-hund-gekommen-duerfen-haustiere-an-den-arbeitsplatz_76_186422.html
Vorbereitung des Hundes
Der Hund sollte gut erzogen, gesund und an die Büroumgebung gewöhnt sein. Ein „Hundeführerschein“ kann helfen, die Eignung zu belegen.
- https://www.allianz.de/recht-und-eigentum/hundehaftpflichtversicherung/hund-im-buero/
Alternative Lösungen
Bei einem Verbot können Homeoffice oder Hundesitter eine Option sein.[](https://news.kununu.com/buerohund-vorteile-nachteile-rechtliches/)
Fazit
Die Entscheidung über Hunde am Arbeitsplatz liegt primär beim Arbeitgeber, der die Interessen aller Beteiligten (Mitarbeiter, Kunden, Tierschutz) abwägen muss. Die jüngsten Gerichtsentscheidungen, wie die in Düsseldorf, stärken die Position des Arbeitgebers und zeigen, dass vertragliche Regelungen entscheidend sind. Dennoch bleibt die Diskussion lebendig, da Bürohunde sowohl rechtliche als auch soziale und psychologische Aspekte berühren. Für Hundehalter ist es essenziell, vorab klare Absprachen zu treffen und Rücksicht auf Kollegen zu nehmen, um Konflikte zu vermeiden.